01 20
Okt´17

Kletterherbst

an der Reiteralm Südseite

Der einsetzende Herbst und die dabei abnehmende Intensität der Sonneneinstrahlung ermöglicht den lichtscheueren Mitgliedern der Jungmannschaft den Wechsel in südexponierte Wandteile. Großes Potential bieten hierbei der Untersberg und die Reiteralpe. Des Öfteren wählten wir zweitere, nicht zu Letzt weil dort weniger Betriebsamkeit herrscht.

Wir rollen bis zur Engertholzstube und lassen die Räder stehen. Malerisch schlängelt sich der Schaflsteig durch den sich färbenden Bergwald und die ersten Sonnenstrahlen lassen die bunten Blätter aufleuchten. Wir deponieren die Rücksäcke neben dem Weg und legen die Gurte an.

Nach einer kurzen Querung unter der Südwand des Großen Mühlsturzhorns bei der Gedenktafel in der Nische binden wir uns in die Seile ein und machen uns an die ersten Längen der Südkante von 1930 (Erstbegeher Huber, Mitterer). Eine anhaltende Schönwetterperiode hat alle Ritzen und Wasserrillen trocknen lassen und so können wir auch die beiden Schlüsselseillängen in freier Kletterei in Angriff nehmen.

Mit der bequemen Abseilpiste geht es unkompliziert zu den Rücksäcken und der Brotzeit zurück.

14 Tage (und ein verregnetes Wochenende) später wiederholt sich das Schauspiel. Das Laub der Bäume ist noch bunter geworden und es ist sogar noch wärmer als beim letzten Mal. Das Ziel: die Südverschneidung von Lobenhoffer und Gefährten aus dem Jahre 1948. Der Andrang in der Wand ist ungleich größer als vor zwei Wochen. Allein vier Seilschaften sind in der direkten Südkante und zahlreiche Wanderer pilgern zur Traunsteiner Hütte oder den Ameisnockenköpfen. Unsere Route führt etwas weiter links als die beiden Südkanten in mehreren Quergängen zu der rechten zweier markanter Verschneidungen.

Mit Klebehaken sanierte Standplätze sorgen für etwas Entspannung, zwischen ihnen darf jedoch zünftig geklettert werden. Nur an den schwierigen Stellen weisen alte Normalhaken eindeutig den Weg, bisweilen greifen wir selbst zum Hammer. Die letzten vier Längen haben es in sich. Auf eine sehr ausgesetzte, etwas brüchige Querung folgen einige kurze Steilstufen und Überhänge, bevor eine Verschneidungsseilänge uns in schönster Kletterei zu dem vielleicht Schönheitsfehler der Tour bringt. Es folgt, nach einigen Meter steiler Verschneidung, eine Passage technischer Kletterei. Mit Hakenhilfe überwinden wir diese moosige Stelle, um anschließend wieder in freier Kletterei zur Abseilpiste zu queren.

Bei den Rücksäcken können wir noch zwei Seilschaften in den letzten Seillängen der direkten Südkante beobachten, bevor wir uns auf den Weg zu unseren Rädern machen.

Max Walch