Neben alljährlich besuchten Klassikern wie dem Spiralriss am Kehlstein oder der Rabenwand am Königsee soll hier auf eine Reihe von Besuchen der Untersbergsüdwand näher eingegangen werden:
Den Auftakt machte eine Begehung der Südwestwand (Hinterstoißer/Kurz 1934) „by fair means“. Fair, weil die Anreise aus eigener Kraft mit dem Fahrrad erfolgte, wobei dieses ab Hallthurm ob des Rucksackgewichts meist geschoben wurde. Der weitere Zustieg über den Reisenkaser und das Mittagsloch gestaltete sich großzügiger als er mir in Erinnerung war, der Einstieg in die Tour erfolgte dementsprechend erst nach der Mittagsstunde. Die schwierigeren Seillängen zu Beginn sind infolge der Sanierungen weniger verwegen als die nominell leichteren gegen Ende der Tour. Die mitgebrachten mobilen Sicherungsgeräte erfreuten sich des regen Einsatzes und auch der eine oder andere Normalhaken fand eine neue Bleibe in dieser historischen Route. Der Abstieg in den letzten Sonnenstrahlen endete bei den Rädern, welche uns zuverlässig bei einsetzender Dunkelheit nach Hause brachten.
Am nächsten Wochenende wurde mit etwas größerer Besetzung der Schimkepfeiler in Angriff genommen. In zwei Seilschaften wurde bei schönstem Herbstwetter dieser Klassiker aus 1943 erklommen. Gekrönt wurde der Bergtag mit einer ausgiebigen Gipfelrast mit noch ausgiebigerer Brotzeit, Glühweinkochen und dem Bewundern der Flugkünste der Dohlen. Beim Abstieg durch das Mittagsloch konnten ein weiteres Mal die vielfältigen Klettertouren in den Südwänden studiert werden.
Den Abschluss bildete am folgenden Wochenende die Pfeilersüdwand. Ein Meilenstein der Seilschaft Hinterstoißer / Kurz aus 1936, führt sie doch als erste Tour zwischen den beiden zentralen Pfeilern durch einen sehr steilen, teilweise überhängenden Wandteil. In der ersten Seillänge erwartete uns gleich ein Eispilz, es war lang nicht so warm wie bei den beiden vorherigen Touren. Entsprechend der historischen Bewertung VI+, A1 wurden einzelne Stellen technisch bezwungen, sei es nur kurz am Haken ziehend oder (bei der Schlüsselstelle) mittels Seilzugquergang. Auf der Hochebene bot sich anschließend ein malerischer Anblick von eingereiften Latschen, sehr gerne wären wir noch auf dem Stöhrhaus eingekehrt. Das befand sich allerdings schon im Winterschlaf.
Um die übliche Floskel „immer eine Reise wert“ zu vermeiden, möchte ich sagen: bis nächstes Jahr.
Max Walch