Nach monatelanger Planung und Organisation erlebten sieben AV-Mitglieder der Sektionen Bad Reichenhall und Berchtesgaden diese vierwöchige Rundreise.
Gespannt und voller Vorfreude starteten wir am 16. Juli 2016 mit dem Zug von Bad Reichenhall Richtung Flughafen München. Nach einer langen Anreise von insgesamt 30 Stunden über Madrid-Lima nach La Paz kamen wir müde, aber glücklich an.
Wer die Stadt La Paz zum ersten Mal sieht, dem bleibt in der Regel der Atem weg. Dafür ist zum Einen die dünne Luft verantwortlich – der Flughafen La Paz liegt auf 4.100 m und zum anderen der tolle Blick auf die Stadt, die in einem Talkessel zu Füßen der Cordillera Real mit dem Hausberg Illimani (6.439 m) eingebettet ist. Aufgrund der noch nicht stattgefundenen Akklimatisation, wird sogar eine Stadtbesichtigung zu einer echten Herausforderung.
Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Bus nach Copacabana am Titicacasee (15x so groß wie der Bodensee). Mit dem Boot ging es weiter zur Sonneninsel. Dort verbrachten wir zwei wunderschöne Tage beim Trekking zum Akklimatisieren; immer wieder verzaubert von den herrlichen Blicken auf den Titicacasee und der Cordillera Real. Der Legende nach hat sich das Inka-Reich dort gegründet.
Am 5. Reisetag fuhren wir mit dem Bus über die Landesgrenze nach Peru in die Stadt Puno.
Dort besichtigten wir die schwimmenden Schilfinseln der Ureinwohner, die sich Uros nennen. Unter den fachkundigen Händen der Uros entstanden hier wahrhaftig schwimmende Kunstwerke. Nicht nur die Hütten sondern auch die Boote sind aus Schilf. Heute leben rund 2000 Menschen auf diesen Inseln die ständig erneuert werden müssen. Es ist ein eigenartiges Gefühl auf dem schwankenden Schilfboden zu laufen. Die Stadt Puno ist in ganz Peru bekannt für seine lebendige Folklore, die wir auch hautnah miterleben durften. Selbstverständlich mussten wir auch das Nationalgericht „Meerschweinchen“ (cuy) probieren; die Mädels der Gruppe verweigerten dies aber.
Die Fahrt von Puno nach Cusco durften wir mit dem legendären Peru Rail (Panoramazug) genießen.
In Cusco angekommen stand ein Kulturtag auf dem Programm mit Besichtigung von Chinchero (Inka-Mauer), Moray (landwirtschaftliche Versuchsanstalt der Inka) sowie Salineras, den spektakulären Salzterrassen, an denen immer noch Salz abgebaut wird. Am Nachmittag wurde dann noch der Ollantaytambo (Inkafestung) besichtigt, welcher auch der Ausgangspunkt für die wichtige Bahnverbindung zu einem weiteren Highlight, dem bekannten Machu Picchu, ist.
In Aguas Calientes (2080m) angekommen, erreichten wir am nächsten Tag mit dem Bus das 12 km entfernte Machu Picchu. Jetzt standen wir bei strahlendem Sonnenschein auf der sagenumworbenen Inkastadt auf 2.400 m Höhe, die erst zu Beginn des 20. Jhs. entdeckt wurde und zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten Südamerikas gehört. Täglich dürfen nur 2.500 Besucher diese beeindruckende Festung besuchen. Fasziniert lauschten wir unserem Führer und versuchten uns in die Zeit der Inkas zurückzuversetzen. Ein weiterer Höhepunkt war die Besteigung des Huayna Picchu den nur 400 Personen pro Tag, aufgeteilt in zwei Gruppen, besteigen dürfen. Von dort hatten wir einen grandiosen Überblick auf die ganze Inka-Festung.
Gefesselt von den vielen Eindrücken fuhren wir wieder zurück nach Cusco, der Hauptstadt der Inkas.
Am frühen Morgen des 10. Tages ging es dann zuerst mit dem Flieger von Cusco nach Lima und dann in einer 8-stündigen Busfahrt in das Bergsteigerdorf Huaraz.
Das abwechslungsreiche Kulturprogramm war jetzt erst einmal zu Ende. Die gesamte AV-Gruppe freute sich jetzt auf eine spannende Trekkingtour, der Umrundung des Alpamayo mit anschließender Besteigung des Tocllaraju (6.034 m).
Als leichte Eingehtour bestiegen wir die Laguna Willcacocha (3.850 m) in der Cordillera Negra. Von hier hatten wir eine herrliche Aussicht auf die ganze Cordillera Blanca, die für die nächsten Tage unser zu Hause war.
Am 12. Reisetag begann dann unser 9-tägiges Zelt-Trekking um den schönsten Berg der Erde (nach dem Watzmann lt. unseren Berchtesgadener Teilnehmern) dem „Matterhorn Südamerikas“, dem Alpamayo.
Wir fuhren mit einem Privatbus in das verschlafene Dorf Hualcayan 3.000 m, wo die Straße am Dorfplatz endet. Dort trafen wir auf unsere Mannschaft, die aus einem Bergführer, einem Koch, drei Eseltreiber, drei Pferden und neun Maultieren bestand.
Während des gesamten Trekkings hatten wir immer herrlichstes Wetter. Die Trekkingtage umfassten jeden Tag zwischen 6-8 Stunden Gehzeit, und 700 bis 1.500 HM, insgesamt 104 km und 7.000 HM. Wir bestiegen mehrere Pässe bis zu einer Höhe von 4.850m, immer umgeben von den herrlichen Gipfeln der Cordillera Blanca (höchste Gebirgskette des amerikanischen Kontinents mit 50 Bergen über 5.700m).
Da wir uns in der besten Reisezeit befanden, waren die Temperaturen für das Trekking mit ca. 10-20 C. immer angenehm, am Abend jedoch nach Sonnenuntergang fielen die Temperaturen unter 0 C; da krochen wir gerne in unser Zelt und die Expeditionsschlafsäcke.
Unser Koch Juan überraschte uns täglich mit einem wechselnden 3-Gang-Menü am Abend, das seines Gleichen suchte. Da aß sogar unsere Vegetarierin jeden Tag Fleisch!!!
An den ersten 6 Tagen des Alpamayo-Trek waren wir alleine unterwegs ohne Handyempfang, nur unter dem grandiosen Sternenhimmel und der faszinierenden Bergwelt. Bevor wir die letzten drei Tage den Santa Cruz-Trek zurück nach Cashapampa gingen, ließen wir den Artensonraju (6.025 m), den berühmten Paramount- Picture-Berg, links liegen. Ein Trekking Tag verläuft immer nach dem gleichen Schema: um 6.30 Uhr wird man mit einem freundlichen „Good Morning“ und der Frage „tea or coffee“ geweckt. Danach erhält man eine Schüssel warmes Wasser zum Zähneputzen und Waschen. Vor dem Frühstück packten wir noch unsere Tagesrucksäcke und die Seesäcke zusammen.
Voller Energie starteten wir sieben mit unserm Guide täglich um 8.00 Uhr. Im Laufe des Tages überholte uns unsere Begleitmannschaft und schlug am nächsten Übernachtungsplatz unsere Zelte wieder auf. Als wir am späten Nachmittag ankamen, wurden wir mit Tee und einem Snack begrüßt. Um 18.00 Uhr ging die Sonne unter und es wurde wieder kühl. Gut eingehüllt trafen wir uns im Mannschaftszelt, in dem nochmal ein kurzes Briefing für den nächsten Tag folgte. Nach dem Abendessen wurden die Erlebnisse des Tages ausgetauscht, Karten gespielt oder im Tagebuch die Eindrücke festgehalten. Um 20.30 Uhr verkrochen wir uns dann in unsere Schlafsäcke im Zweimannzelt und lauschten den Geräuschen der Nacht.
Der 21. Reisetag war unser Ruhetag, der zur freien Verfügung in Huaraz stand. Nach einem guten Abendessen wurde das Nachtleben ausgiebig erkundet.
Der Schlussakt der Reise, die Besteigung des Copa Sur (6.188 m) musste wegen Steinschlags zwischen dem Basis- und Hochlager kurzfristig auf die Besteigung des Tocllaraju (6.034 m) umgeändert werden.
Der Weg vom Basislager auf das Hochlager war aufgrund der Länge, der Beschaffenheit des Weges und durch das alleinige Tragen des gesamten Gepäckes schon recht mühsam und so entschied sich Franz, am Hochlager seine 6000er Besteigung zu beenden.
Luggi, Xandei und Martin brachen mit den zwei Bergführern in der Nacht um 2.00 Uhr vom Hochlager auf 5.400 m auf. Entgegen den Vorinformationen, mussten die Steigeisen bereits kurz nach dem Aufbruch angelegt werden. Die Besteigung erwies sich schwieriger als erwartet, was nicht nur der Beschaffenheit des Weges, sondern viel mehr den Emotionen, aufgrund der fehlenden bzw. nicht vorhandenen Sicherung geschuldet war. Sie waren zwar mit dem Seil aneinander verbunden, nur die Bohrhaken wurden von den Führern nicht gesetzt, sondern nur mit dem Eisgerät gesichert. Während der Besteigung mussten 60 Grad Flanken sowie eine 50m Querung auf Blankeis überwunden werden. Trotz der Strapazen die ein 6000er so mit sich bringt, erreichten die drei bei herrlichstem Wetter um 9.00 Uhr den Tocllaraju auf 6.034 m. Beim Abstieg mussten nochmal einige Herausforderungen überwunden werden. Durch freischwebendes Abseilen über den Gletscher auf einer Länge von 60m, konnte der Abstieg etwas verkürzt werden. Anschließend ging es den gleichen Weg zurück ins Basislager, welches sie abgekämpft aber glücklich nach insgesammt 13 Stunden erreichten.
Stefan, Lisi und Rosi mussten auf die Besteigung aufgrund von Verletzungen verzichten und erlebten ein Alternativprogramm, u.a. die Laguna 69 im Huascarán-Nationalpark, die auf dem Weg zum Nevado Pisco (5.752 m) liegt.
Nach vielen Bergerlebnissen ging es in einer abenteuerlichen Busfahrt zurück in die Hauptstadt Lima. Lima ist eine Stadt der extremen Gegensätze; zum Einen die Slums die meist kein Wasser, keinen Strom und keine Kanalisation haben und zum Anderen die prachtvollen Wohnviertel der Oberschicht Limas.
Am letzten Abend genossen wir nochmal die peruanische Küche sowie das peruanische Nachtleben.
Wir waren uns einig, dass vor allen Dingen der gute Zusammenhalt und die Hilfsbereitschaft untereinander sehr dazu beigetragen haben, dass wir vier tolle Wochen erleben durften. Mit einem Rucksack voller Eindrücke und Erlebnisse kamen wir wohlbehalten in München wieder an. Diese Reise können wir jedem ans Herz legen, der Südamerika näher kennen lernen möchte.
Stefan Häusl