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Sep´16

Drittes Watzmannkind

gerade Südkante

Sie stellt die vorletzte Tour unserer Sammlung von Erstbegehungen, die uns Hinterstoißer und Kurz hinterlassen haben, dar.

Die nominellen Schwierigkeiten (V+) lesen sich moderat. Die Zustiegslänge bis in die Scharte zwischen drittem Kind und Jungfrau ist mit 3 h jedoch eher ergiebig. Landschaftlich ist das Watzmannkar auch im Sommer sehr reizvoll und Ende September auch angenehm kühl.

Oben angekommen heißt es erstmal abseilen – mit der Ostwand im Rücken als Kulisse ein weiteres eindrückliches Erlebnis. Auf einem Schrofenband ist der Einstieg und die erste Seillänge schnell ausgemacht. Diese stellt sich als noch brüchiger heraus, als zuerst angenommen. Nach der folgenden Querungsseillänge wird der Fels besser. Ganz vereinzelt weisen nun ab der dritten Seillänge auch alte Haken den Weg und das durchaus steile Gelände wird durch einige kurze Überhänge bereichert. Eine weite Querung nach rechts bringt uns zur Schlüsselstelle: Ein Risssystem, das von einer Platte unterbrochen wird. Hier heißt es fleißig Haken schlagen und anschließend einmal mehr den alten Standplatz suchen.

Ein weiterer Quergang führt zu einem großen, überhängenden Kamin. Dieser erweist sich nicht nur als außerordentlich brüchig, sondern er ist auch noch nass und mit so vielen Dohlen-Hinterlassenschaften überzogen, dass wir den Erstbegehern und ihren bisherigen Nachfolgern unseren Respekt aussprechen und uns nach einer Alternative umsehen. Ein Band führt uns zu einem Grat. Und über diesen gelangen wir auf einen Vorgipfel zwischen 3. und 2. Kind. In Anbetracht der vorgerückten Uhrzeit queren wir nicht in die Originalführe zurück, sondern steigen über steile Schrofen zum Gipfel aus.

Es ist viertel nach sechs. Das Gipfelbier und eine kleine Brotzeit werden eiligst vertilgt und wir hasten zu unseren Rädern nach Kühroint um noch im letzten Dämmerlicht die Forststraße unter die Räder zu nehmen.

Die Tour weist, neben kleineren Schwächen in Form brüchiger Passagen, mit dem Kamin einen großen Schönheitsfehler aus, den weder die Linienführung noch die wirklich großartige Kulisse gänzlich auszugleichen vermögen. Somit bleiben ein alpines Gesamterlebnis und ein ausgefüllter Bergtag.

Max Walch